Claudio Albrecht ist der geborene CEO. In dieser Funktion drehte er 2010 ein komplettes Private-Equity-Unternehmen auf links. Das Headquarter rekrutierte Comites für ihn.

Hätte Claudio Albrecht damals Nein gesagt, wäre die Generika-Branche um einen ihrer besten Männer ärmer: Nach der Jura-Promotion hatte er sich gerade zum General Manager bei Sandoz USA hochgearbeitet, als der Anruf von Comites kam: ob er sich vorstellen könne, CEO von Ratiopharm zu werden. Albrecht lehnte im ersten Moment ab. „Mit Engelszungen“ habe Andreas Föller jedoch weiter auf ihn eingeredet und ihn am Ende überredet, „das muss man wirklich so sagen“, findet Albrecht. Manchmal braucht es eben nicht nur Berufung, sondern auch jemanden, der einen abberuft.

An das Talent von Albrecht hat Andreas Föller immer geglaubt. Er irrte sich auch nicht. Als der Tiroler im Oktober 2000 zu Ratiopharm kam, handelte es sich dabei noch um ein schwäbisches Unternehmen mit deutschem Markt. Fünf Jahre später hatte Albrecht die Firma bereits zur Nummer 3 auf dem internationalen Generika-Markt gemacht. Bis Adolf Merckle, der Unternehmensgründer, die Geschäfte über Nacht seinem Sohn übertrug und damit nicht nur die Erosion der Merckle-Gruppe in Gang setzte, sondern auch eine Familientragödie. Ratiopharm wurde 2010 verkauft. Merckle beging Selbstmord. Albrecht wurde da schon längst an anderer Stelle gebraucht. Zusammen mit seinem Partner Peter Prock gründete er 2007 das Strategieberatungsunternehmen CoMeth. Eines Tages meldete sich dort die Deutsche Bank mit der Bitte, Albrecht möge den Managementplan eines Generikaherstellers mit Sitz in Island prüfen. Es war die Actavis, bei der Bank stand sie damals mit vier Mrd. Euro in der Kreide. Ihr Managementplan war falsch, auch die der Vorjahre. Albrecht legte eine um die Hälfte reduzierte Fassung vor, sprang im Juni 2010 als Interims-CEO für das schon kurz vor der Zerschlagung stehende Unternehmen ein – und konnte es bereits zwei Jahre später zum Rekordpreis von sechs Mrd. Dollar an den US-Konzern Watson verkaufen. „Ich glaube, wir haben es ganz gut gemacht“, sagt er. Das ist natürlich tiefgestapelt.

Über den Turnaround-Prozess, den Albrecht eingeleitet hatte, spricht die Branche noch heute. Er hatte an den Stellschrauben aller Schlüsselprozesse gedreht – Forschung, Vertrieb, Entwicklung, Produktion. Den gesamten Konzern übersiedelte er von Reykjavic nach Zug in die Schweiz. Von der neuen Zentrale schrieb die Wirtschaftspresse nur vom „Orange Power Tower“. Orange, weil das die Unternehmensfarbe war, Turm, weil das Gebäude ein Turm war – und Power? „Naja, ich glaube wir haben als Team ganz gut funktioniert“, sagt Albrecht. Für die Sanierung hatte er das komplette Headquater ausgetauscht. 250 Positionen neu besetzt, mit Spezialisten aus 35 Nationen. „Und dann ging das mit Volldampf los.“

Wie rekrutiert man so viel Personal so gut? Albrecht hat die Aufgabe Comites anvertraut. „In der Pharmabranche gibt es wahrscheinlich wenige, die Andreas Föller das Wasser reichen können“, sagt er. 250 Menschen zu finden, die „nicht nur das intellektuelle Wissen mitbringen, sondern auch das emotionale Engagement, das Herzblut“ sei Comites gelungen. „Und diese Mischung war sicher das Geheimnis des Erfolges.“ Watson habe Actavis auch wegen der guten Leute gekauft, ist Albrecht überzeugt. Ein „Riesenkompliment“ nennt er, dass Watson nach dem Kauf den eigenen Namen aufgab und sich in Acatavis umbenannte.

Nach dem Verkauf gründete Albrecht mit Peter Prock die Beratungsfirma „Albrecht, Prock & Partners“. Zwischendurch musste er als CEO nochmal ran, als er 2017 die marode STADA in nur einem Jahr von der Börse nahm und damit den größten privaten Buyout aller Zeiten eines deutschen Unternehmens hinlegte. Die damit verbundene Neubesetzung etlicher Schlüsselpositionen übernahm abermals Comites für ihn. „Ich weiß, was ich Andreas Föller verdanke“, sagt Albrecht. Und das ist für Comites ein Riesenkompliment.

Claudio Albrecht (*1959) ist gebürtiger Tiroler und promovierter Jurist. Von 2000 bis 2005 war er CEO von Ratiopharm. Heute ist er freier Berater. www.app-pharma.ch

Foto: Albrecht, Prock & Partners

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