Lothar Harings hat vor 20 Jahren den entscheidenden Karriereschritt gemacht: als Personalvorstand der T-Mobile. Jetzt geht er in Pension. Rückblick auf ein Berufsleben, in dem es immer nur bergauf ging.

Herr Harings, Sie waren eines der ersten Placements in der Geschichte der Comites. Vom Siemens-Personalmanager zum T-Mobile-Vorstand – wie lang überlegt man, wenn so ein Angebot ruft?

 > Das war damals schon eine besondere Konstellation. Die T-Mobile befand sich zu dem Zeipunkt erst in Gründung. Es war ein Abenteuer, zu einem Unternehmen zu gehen, das zwar eine tolle Perspektive bot, aber die Frage war: Funktioniert das? Oder könnte es auch scheitern?

Wie konnte Andreas Föller Sie überzeugen?

 > Bei ihm war vom ersten Augenblick klar, dass er der total atypische Headhunter ist. Man spürte, dass er auch schon mal was anderes im Leben gemacht hat. Was ich an ihm bis heute schätze, ist seine sehr offene, ungeschminkte Kommunikation. Er hat mir alle Risiken transparent gemacht. Wir haben uns zwei Mal in München getroffen, zwei Mal in Bonn und dann fiel die Entscheidung.

Sie waren mit 42 Jahren plötzlich Vorstand eines Unternehmens mit 80 000 Mitarbeitern. Wie verändert das das Leben?

 > Das ist schon ein fundamentaler Wechsel. Man steht auf einmal auf einer ganz anderen Karrierestufe und wird auch noch einmal mit ganz anderen Themen konfrontiert. Das war nicht immer einfach, das kann man zugeben.

Haben Sie sich dabei coachen lassen?

 > Früher gab es das noch nicht so, da war der Ansatz eher: ins kalte Wasser schmeißen und schauen, ob man überlebt. Nicht zu empfehlen! Aber ich habe immer den Kontakt zu Andreas Föller gehalten. Er hat mir Tipps gegeben, sich auch mal im Unternehmen umgehört, was man da so sagt. Er war mir über die ganzen Jahre Ansprechpartner. Daraus hat sich auch eine schöne Freundschaft entwickelt.

Sieben Jahre haben Sie T-Mobile nach vorne gebracht. Dann wechselten Sie in den Vorstand zu Kühne + Nagel. Andreas Föller beschreibt Sie als jemanden, der trotz steiler Karriere immer auf dem Boden geblieben ist. Wie ging das?

 > Wissen Sie, man blickt als Personalvorstand viel hinter die Kulissen, sieht, welche Schicksale sich dahinter abspielen, gerade bei Leuten, die meinen, sie seien etwas Besseres, nur weil sie Vorstand sind. Man darf nie vergessen: Es ist nur ein Job, den kannst du morgen verlieren. Seine ganze Persönlichkeit darauf aufzubauen, das ist kein gutes Lebensmodell.

Ist auch die Familie ein ausgleichendes Gewicht?

 > Absolut, meine Frau Marta spielt eine sehr große Rolle. Sie hat mich damals nicht als Vorstand geheiratet, sondern als Lothar Harings. Wir haben miteinander drei Kinder. Die Insignien der Macht – she couldn´t care less.

Bei Kühne + Nagel gehen Sie nun nach sagenhaften 14 Jahren in den Ruhestand. Ist neben Bescheidenheit auch Beharrungskraft eine Ihrer Kerntugenden?

 > Wenn man bedenkt, die normale Überlebensdauer eines Vorstandes liegt zwischen drei und vier Jahren – dann ja. Es ist vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass meine Leistung nicht ganz schlecht war. Herr Kühne, in dritter Generation der Gründungsfamilie und Mehrheitseigentümer des börsennotierten Unternehmens, war überrascht, als ich ihm gesagt habe, dass ich bereits mit 63 Jahren aufhöre…

Erstmals nach zwanzig Jahren ohne Vorstandsamt. Was machen Sie denn jetzt?

 > Wein wird ein Thema. Denn Wein war immer meine große Passion. Ich mache jetzt zusammen mit einem der besten Weinmacher Spaniens meinen eigenen Wein. Der erste Jahrgang ist gerade abgefüllt worden. Ein Garnacha mit dem Namen „L & M“. Für Lothar und Marta. Er ist sehr gut geworden!

Lothar Harings war von 2002 bis 2009 Personalvorstand der T-Mobile International, daran anschließend Personalchef und Mitglied der Geschäftsleitung bei Kühne + Nagel. Im Sommer 2023 trat er den Ruhestand an.

Foto: Kühne + Nagel

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